Schweizer Spielplätze unter der Lupe: stop2drop liefert beunruhigende Ergebnisse

Eine neue Analyse stellt die Sicherheit von Schweizer Spielplätzen in Frage: Im Durchschnitt liegen 77 achtlos weggeworfene Zigarettenstummel auf jeden Spielplatz herum. Die giftigen Stummel stellen eine unmittelbare sowie langfristige Gefahr für Kinder dar.

Es ist der Albtraum aller Eltern, dass ihr Kind etwas Giftiges in den Mund nimmt. 
«Vor kurzem hat meine einjährige Tochter beim Spielen auf dem Spielplatz einen Zigistummel in den Mund genommen. Ich war entsetzt! Ich weiss, dass es sehr giftig ist. Wieso lassen sie so viele Zigistummel auf Spielplätzen liegen? Die Stummel sind eklig und gefährlich,» ärgert sich Sylvie, dreifache Mutter (34) aus Zürich.

Der achtlos weggeworfene Zigarettenstummel, ein giftiges Übel. Der Stummel verschmutzt Strassen, Haltestellen, Parks und ist besonders gefährlich auf Spielplätzen: Das Verschlucken der Stummel kann zu Vergiftungen führen.

1 Stummel verunreinigt 1'000 Liter Wasser

Stummel sind schmutzig und gefährlich: Sie bestehen aus Plastik (Cellulose Acetat – siehe Info-Box) und enthalten über 7000 giftige Chemikalien, die durch Regen und Schnee in die Natur gelangen. Sie verschmutzen unser Wasser und gefährden die Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt.

488 Zigarettenstummel auf einem Spielplatz

Laut der aktuellen Analyse von stop2drop, einer NGO, die sich gegen Zigaretten-Littering einsetzt, lagen auf Schweizer Spielplätzen im September und Oktober durchschnittlich 77 Zigarettenstummel pro Spielplatz herum. Von den 42 untersuchten Spielplätzen waren 95% mit Zigarettenstummel übersät – einer davon sogar mit 488 Stummeln, die über einen ansonsten kinderfreundlichen Platz verstreut waren.

Nebst den unmittelbaren Risiken der Zigarettenstummel für die Kinder ist das Rauchen auf Kinderspielplätzen auch aus anderen Gründen ein Problem. «Wenn ältere Jugendliche und Erwachsene vor Kindern rauchen, dann erhöht das die Chance um das Dreifache, dass Kinder später selbst damit anfangen,» sagt Markus Dick, Geschäftsführer bei stop2drop.

Mehr rauchfreie Orte

Zwei Schlussfolgerungen sind für stop2drop klar: Kinder brauchen mehr saubere und rauchfreie Orte zum Spielen. Zweitens sollen Raucher:innen erkennen, welchen Schaden sie anrichten, wenn sie ihre Zigarettenstummel auf den Boden werfen und vor den Augen von Kindern rauchen.

stop2drop kontaktiert in diesen Tagen die betroffenen Gemeinden mit den Resultaten der Pilotanalyse und der Bitte aktiv zu werden. Weiter ermuntert stop2drop Eltern und andere Personen, dem Gemeindepräsidium ihrer Gemeinde zu schreiben, wenn ihnen das Thema ebenfalls auffällt. stop2drop engagiert sich weiterhin mit innovativen Aktionen gegen das Zigaretten-Littering. 

Cellulose Acetat

Zigarettenfilter werden in der Regel aus Cellulose Acetat Fasern hergestellt.
Cellulose Acetat ist ein thermoplastischer Kunststoff, der aus der Natur-Zellulose in einer Reaktion mit Essigsäure gewonnen wird. Durch die chemische Modifikation der Zellulose zu Cellulose Acetat ist die Faser nicht mehr als Nahrungsgrundlage für Mikroorganismen verwendbar und damit schwer biologisch abbaubar.

Bis ein Stummel in der Natur zu schädlichem Mikroplastik zerfällt, dauert es rund 15 Jahre.

Gemäss Bundesamt für Umwelt geben Gemeinden jedes Jahr rund 52 Millionen Franken aus für die Beseitigung und Reinigung von Zigaretten-Littering.